Eugen Bartmer ©
from
C’est la Vie
Bibliothek der Provence

 

Timeless Padhi

 

im 3. Jahrtausend angekommen
wird täglich mir bewusst
nun bin auch ich
endgültig ein alter Alter
die Wiener Mariahilferstraße dagegen
ist auffällig jünger geworden
im nachmittäglichen Passantengewühl
eines sonnigen Spätsommertages
kommt beim Virgin Megastore
wie ich mir einrede schicksalsgewollt
der einstige Undergroundstar
Padhi Frieberger
federnden Schrittes auf mich zu
sein Elan ist ungebrochen
und das Youngster-outfit
kokettiert mit dem Rap
nur im Gesicht
zeigen sich lila Äderchen
und Verwitterungsspuren
etlicher Jahrzehnte
– hallo Hipster lange nicht gesehen –
sagt er schmunzelnd
und berührt sogar
flüchtig meine Grußhand
doch sogleich befällt
gewohnt prophetischer Ernst
des coolen Methusalems Face and Voice –
nein nein
kein Wort über alte Zeiten
außerdem gibt es Zeit ja nicht
egal ob Augenblick oder Ewigkeit
wir leben immer im Jetzt
voll idiotisch was sich gerade so abspielt
kein Wort über alte Zeiten
außerdem gibt es Zeit ja nicht
egal ob Augenblick oder Ewigkeit
wir leben immer im Jetzt
ist allerdings voll idiotisch
was sich gerade so abspielt
schau sie an die Typen
die da gestresst rumirren
dressierte Sportkretins
oder ausgefressene Trottel
in Saufeder
aber sündteurer Konfektion
und Scheißen mit Handy natürlich
eine Inszenierung
Idioten für Idioten –
nach einigen
feierlichen Schweigesekunden
klärt er mich wie schon so oft
schonungslos
über bildende Kunst und Musik auf
erstmals geschah dies in der ADEBAR
ich glaube es war 1955
ganz und gar timeless Padhi
gerät er dabei
zunehmend in Erregung –
weißt Du für mich
zählen immer nur Protagonisten
nur sie sind Genies
dynamisch wahrhaft und unverbraucht
genau musst Du schauen
siehst Du die meine roten Haare
… eine Hommage
an Van Gogh
und Gerry Mulligan –

 

Timeless Padhi

Arriving in the 3rd millennium,
I am aware of it on a daily basis.
I have become an elderly old man,
unlike Mariahilferstrasse, which gets
noticeably younger in the afternoon
of a sunny summer day,
while passers-by head for
the Virgin Megastore, as I ruminate
about Padhi Frieberger,
the subterranean star
who approaches me with elan,
dressed to kill as usual, fine veins, ,
etched in his weather-beaten face:
Hello pal, long time no see,
says he with a smile
and the prophetic coolness
of his Methuselah-like voice,
and he fleetingly touches
my extended hand.
No, no, we won’t waste a word
about the past!
Now couldn’t be more idiotic!
Every word about the past
is a wasted word – besides,
we don’t have time
for a moment, or for eternity.
Look at those
who struggle and strain!
And look at sports-morons,
who are constantly in training,
and just take a gander
at the drunks and the gluttons,
as well as the boobs who are glued
to their cells phones,
idiots dealing with idiots!
Then after a solemn silence,
he clues me in
on what goes on in the art world,
just as he did in the ADEBAR,
way back in ’55.
Padhi is committed,
and he gets more worked up
as he goes along
depicting the present situation.
“I only identify with
tried-and-true brilliance.
Do you see traces
of red in my hair?
They are a tribute to
Van Gogh, Vivaldi
and Gerry Mulligan

translated by Herbert Kuhner

 

 

Der Hundefänger

der Hundefänger
geht wieder um
ich habe ihn gesehen
und es war kein Traum
an diesem hellen Tag
und wo er umgeht
hat Menschenblut
keinen Preis
und totgeglaubte Gespenster
werden wieder lebendig
noch leben wir
noch lachen wir
noch schlemmen wir
noch tanzen wir
noch reisen wir
noch wird vielen Ärschen
der Arsch vergoldet
doch ich habe
den Hundefänger gesehen
und es war kein Traum
an diesem hellen Tag
und wo er umgeht
ist auch der Kannibale
nicht weit

 

The Dog Catcher


the dog catcher
is at it again
I saw him
and it was not in a dream
on this sunny day
and wherever he is
there’s no price
on human blood
and ghosts that we thought
were dead
come back to life

we’re still alive
we’re still laughing
we’re still feasting
we’re still d
we’re still traveling
a lot of
are still gildI’ve seen the dog catcher
on this sunny day
and it was not in a dream
and wherever he is
the cannibal
is not so far off

 

 

Padhi Frieberger